Freitag, 28. Oktober 2011

Wer hat denn das Licht ausgemacht?

Es hat schon seine Vorteile, als freie Journalistin tätig zu sein. Wenn man sagt, dass man von der Presse ist, werden die Leute super freundlich und zuvorkommend. Man kommt überall umsonst rein, auch zu ausverkauften Veranstaltungen, kriegt zu Essen und Trinken.

So fand ich mich letztens in der unsicht-Bar in Köln.

Das Konzept: Man sitzt in absoluter Dunkelheit, man sieht nichts. Es macht keinen Unterschied, ob die Augen geöffnet oder geschlossen sind. Bedient wird man von blinden oder sehbehinderten Kellnern. Es gibt ein drei-Gänge-Menü, man weiß aber nicht so genau, was es gibt. Man kann halt angeben, ob man Vegetarier, Veganer etc. ist.

In dem Restaurant fand eine besondere Veranstaltung statt. Prominente Gäste waren geladen waren, so dass es eine Diskussionsrunde und Musikeinlagen gab. Durch die Vorspeise sollte man erraten, wer die prominenten Gäste sind…haha, u.a. war ein Minidöner auf dem Teller? Wer denn jetzt Kaya Janar, Cem Özdemir, Bülent Ceylan oder doch Fatih Cevikkolluh? Und wie sollte ich wissen, dass der Fisch ein Steinbutt ist? Und dass man durch den Steinbutt auf Purple Schulz schließen könne. Ich kannte bis zu dem Abend Purple Schulz gar nicht.

So zog sich der Abend. Fünf Stunden lang.

Ich wollte schon nach zwei Stunden nach Hause. Um mich herum, nur Pärchen oder zumindest größere Gruppen und ich ganz alleine im Dunklen.

Hinzukommt, da man ja nix sieht, befindet man sich unfreiwillig in Körperkontakt mit wildfremden Menschen, für mich, die absolute Qual. Ich fand es so unangenehm, wenn man seinen Sitznachbarn zufällig berührte. Schrecklich! Irgendwann rempelte mich ein Gast an „Entschuldigung, wie komm ich hier raus?“ „Sorry keine Ahnung, ich seh nix…frag deinen Kellner.“ Wir wurden auch vorgewarnt nicht alleine loszugehen, aber nun gut.

Man unterhielt sich ja auch mit Allen und irgendwie duzte man sich automatisch. Ist auch nicht mein Fall. Ich mag höfliche Distanz. Aber so im Dunklen, bleibt einem nix anderes übrig.

Ich muss aber sagen, dass mir mein Sitznachbarn Britta und Marco sehr sympathisch waren. Besonders Marco fühlte sich ähnlich unwohl, wie ich, und aß die meisten Sachen nicht „Neee, das ess ich nicht, oh Gott, nein!“ Speziell diese Aussage bezog sich auf etwas glibbriges, was keiner einordnen konnte.

Ich fand es halt etwas schwierig im Dunklen zu essen. Irgendwie musste man das meiste doch mit den Fingern essen und beim Eis war es eine einzige Sauerei.

Das Konzept des Restaurants ist trotzdem sehr interessant, aber man geht da nicht hin, weil man Hunger hat und essen will. Das Essen ist vielmehr ein Event. Vielleicht hätte ich es als angenehmer empfunden, wenn es nicht so lange gedauert hätte.

Trotzdem war es ein interessanter Abend und an die Kellner ein großes Kompliment.

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