Es hat schon seine Vorteile, als
freie Journalistin tätig zu sein. Wenn man sagt, dass man von der Presse ist,
werden die Leute super freundlich und zuvorkommend. Man kommt überall
umsonst rein, auch zu ausverkauften Veranstaltungen, kriegt zu Essen und
Trinken.
So fand ich mich letztens in der
unsicht-Bar in Köln.
Das Konzept: Man sitzt in
absoluter Dunkelheit, man sieht nichts. Es macht keinen Unterschied, ob die
Augen geöffnet oder geschlossen sind. Bedient wird man von blinden oder
sehbehinderten Kellnern. Es gibt ein drei-Gänge-Menü, man weiß aber nicht so
genau, was es gibt. Man kann halt angeben, ob man Vegetarier, Veganer etc. ist.
In dem Restaurant fand eine besondere Veranstaltung statt. Prominente Gäste waren geladen waren, so dass es eine Diskussionsrunde
und Musikeinlagen gab. Durch die Vorspeise sollte man erraten, wer die prominenten
Gäste sind…haha, u.a. war ein Minidöner auf dem Teller? Wer denn jetzt Kaya
Janar, Cem Özdemir, Bülent Ceylan oder doch Fatih Cevikkolluh? Und wie sollte ich wissen, dass der Fisch ein Steinbutt ist? Und dass man durch den Steinbutt auf Purple Schulz schließen könne. Ich kannte bis zu dem Abend Purple Schulz gar nicht.
So zog sich der Abend. Fünf
Stunden lang.
Ich wollte schon nach zwei
Stunden nach Hause. Um mich herum, nur Pärchen oder zumindest größere Gruppen
und ich ganz alleine im Dunklen.
Hinzukommt, da man ja nix sieht,
befindet man sich unfreiwillig in Körperkontakt mit wildfremden Menschen, für
mich, die absolute Qual. Ich fand es so unangenehm, wenn man seinen
Sitznachbarn zufällig berührte. Schrecklich! Irgendwann rempelte mich ein Gast
an „Entschuldigung, wie komm ich hier raus?“ „Sorry keine Ahnung, ich seh nix…frag
deinen Kellner.“ Wir wurden auch vorgewarnt nicht alleine loszugehen, aber nun
gut.
Man unterhielt sich ja auch mit Allen
und irgendwie duzte man sich automatisch. Ist auch nicht mein Fall. Ich mag
höfliche Distanz. Aber so im Dunklen, bleibt einem nix anderes übrig.
Ich muss aber sagen, dass mir
mein Sitznachbarn Britta und Marco sehr sympathisch waren. Besonders Marco
fühlte sich ähnlich unwohl, wie ich, und aß die meisten Sachen nicht „Neee, das
ess ich nicht, oh Gott, nein!“ Speziell diese Aussage bezog sich auf etwas glibbriges,
was keiner einordnen konnte.
Ich fand es halt etwas schwierig
im Dunklen zu essen. Irgendwie musste man das meiste doch mit den Fingern essen
und beim Eis war es eine einzige Sauerei.
Das Konzept des Restaurants ist trotzdem
sehr interessant, aber man geht da nicht hin, weil man Hunger hat und essen
will. Das Essen ist vielmehr ein Event. Vielleicht hätte ich es als angenehmer
empfunden, wenn es nicht so lange gedauert hätte.
Trotzdem war es ein interessanter
Abend und an die Kellner ein großes Kompliment.
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