Wo müssen Sie hin? - Der ganz normal Bewerbungswahnsinn Part II
Ich hatte mir bei einer großen Institution um ein redaktionelles Volontariat
beworben, mit Social Media und Online (Neuland?). Erst bewarb ich mich online. Anschließend wurde ich benachrichtigt, dass man
gerne schriftliche Unterlagen von mir hätte. Ich war total geflasht und dachte mir "Geil, geil, geil". Einen Monat später bekam ich dann eine Email, dass man mich zum Gespräch
einlädt. Und ich, "dachte geht es denn besser?" Etwas stutzig wurde ich dann doch, als ich sah, dass die Dame, die mit mir
den Termin vereinbarte, eine Auszubildende war/ist. Von meinem letzten Arbeitgeber weiß ich, dass Azubis zwei Wochen in der
jeweiligen Abteilung sitzen. Irgendwann sind sie weg, keiner weiß, was sie
getan haben und wie man es noch herausfinden könnte. Ich wollte aber nicht zu schnell in meinem Urteil sein. Die Dame schrieb auch sehr freundlich, ich solle mich am 26. Februar um 9
Uhr am Empfang melden, sie hole mich dann ab. Dabei hatte ich gar kein gutes Bauchgefühl und wenn ich etwas in den letzten
Monaten gelernt habe, dann auf mein Bauchgefühl zu hören. Azubine vereinbart Termine? Vorstellungsgespräch Montagmorgens um 9 Uhr? Das
konnte nix werden. Pünktlich (bzw 10 Minuten früher) stand ich am 26. Februar am Empfang. Ich: Guten morgen, ich habe um 9 ein Vorstellungsgespräch für das
Volontariat. Frau Mauer (alle Namen sind geändert) soll mich abholen. Pförtner: Frau Mauer??? Das ist unsere Azubine. Die ist diese Woche in der
Berufsschule. Ich: Mit ihr habe ich aber telefoniert. Mich kann auch jemand anders abholen
oder ich kann alleine zum Raum hingehen. Pförtner: Hmmmm, haben Sie mit noch jemand telefoniert. Ich: Mit Herrn Blümchen habe ich gemailt. Pförtner: Mit Herrn Blümchen????? Hmmmm ich muss mal
telefonieren...(telefoniert) Ja hier steht eine... wie war nochmal ihr
Name?...Ja sie hat heute ein Vorstellungsgespräch...Sie hat mit Frau Mauer
telefoniert....Also oben in dem einem Raum findet ein Einstellungstest statt.
Gehen Sie mal da hin. Ich: Ich habe ein Vorstellungsgespräch und keinen Einstellungstest. Pförtner: Wird schon richtig sein, was anderes ist mir nicht bekannt. Ich komme in den obigen Raum an, in dem lauter 16/17jährige sitzen. Ich
stelle fest: "Ihr habt kein Bewerbungsgespräch für ein Volontariat?" - Neeee Einstellungstest für die Ausbildung. Ich gehe ins nächste offene, besetzte Büro. Die Dame reagierte genau so wie der Pförtner: "Sie haben mit Frau Mauer
telefoniert...die ist nicht da...mit Herrn Blümchen.....sonst mit niemandem?
Und für was haben Sie ein Gespräch? Aha das soll hier sein?...Heute?" Was macht man in so einer Situation? Am liebsten schreien und einfach gehen.
Nach dem Motto "Ordnen Sie sich, ich komme dann später wieder." Einige Minuten später wurde ich wieder an den Empfang geschickt. Dort holte mich dann eine Volontärin ab, die wusste wohin ich musste. Und als wir dann beim eigentlichen Bestimmungsort ankamen, wurde ich wieder
weggeschickt, weil man noch nicht so weit war. Ein bißchen fühlte ich mich, wie bei:
Meine
Schwäche ist, dass ich auf solche Fragen extrem genervt reagiere - Der ganz
normal Bewerbungswahnsinn Part I
Wo anfangen? Ich weiß es nicht. Für Bewerbungsgespräche und
Lebenslauf wird einem immer geraten chronologisch sich von dem
jüngsten/aktuellsten Datum nach hinten durchzuarbeiten. Also "Letztes Jahr
habe ich das und das gemacht, davor dass und vor fünf Jahren habe ich mein
Studium abgeschlossen..." Natürlich soll man auch nur
die Tätigkeiten nennen, die einen für die ausgeschriebene Stelle qualifizieren
und nicht zu viel labern.
Aber ich komme vom Thema ab. Fange ich jetzt bei meinen
letzten vier Monaten Weiterbildung an (Maßnahme soll man nicht sagen, klingt zu
negativ, auch wenn die Arbeitsagentur permanent von Maßnahmen spricht und
schreibt) und meinen parallel dazu verlaufenden Vorstellungsgesprächen? Oder
fange ich ab dem Zeitpunkt an, seit dem ich mal wieder auf Jobsuche bin?
Ich fange jetzt einfach mal ganz hinten an
Als erste Faustregel gilt auch: "Fragt 20 Menschen nach Tipps/Meinungen zu
Bewerbungen und ihr werdet 20 unterSCHLIEDLICHSTE Tipps kriegen." Auf einmal wird jeder zum
Experten und Hobbypsychologen. Wo der eine sagt
"Sag/schreib das auf jeden Fall", packt der andere sich an den Kopf
und schreit "Neeeeiiiin, oh mein Gott, total unprofessionell, das hast du
nicht wirklich gesagt?!" Beispiel: Ich wurde mal
wieder nach Stärken/Schwächen gefragt. Sehr beliebt sind diese
Fragen bei öffentlichen Institutionen. Man sitzt vor mindesten von Personen
(nach oben hin gibt es keine Grenzen), alle schreiben fleißig in ihrem
Protokollen mit. Manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass ab einem gewissen
Zeitpunkt auch keiner mehr zuhörte.
Also schwächen. Ich sagte:
"Ich bin ein ehrlicher Mensch und wenn man mich nach meiner Meinung fragt,
sage ich auch diese. Wenn ich in einem neuen Umfeld bin, muss ich mich erst
daran gewöhnen, so dass ich anfangs eher ruhig und zurückhaltend bin. Manche
Menschen interpretieren das als schüchtern, aber das bin ich nicht. Ich bin
dann einfach nur ruhig". Zustimmendes Nicken, lächeln.
Ich dachte "Boar, geile Antwort". Als ich dies dann im Freundes
und Bekanntenkreis erzählte kamen die oben genannten Reaktionen.
Von "Ja super Antwort du
hast dich nicht verstellt"...bis "Jetzt denken die, du seist total
aufmüpfig und würdest ungefragt, überall deinen Senf hinzugeben und jedem auf
der Nase rumtanzen". Ja was denn jetzt? Ob es jetzt eine gute oder
schlechte Antwort war, weiß ich nicht. Ich bekam eine Absage und Feedback gab
es auch nicht.
Aber was antwortet man nun auf diese Stärken/Schwächen Fragen? Ich hoffe einfach immer, dass
sie nicht kommen, weil ich sie für totalen Käse halte. Die Antwort in so einer
Stresssituation, muss nicht viel mit dem Alltag zu tun haben. Manchmal laufen Dinge super
und man ist gut drauf. Manchmal laufen Dinge schlecht und man wird
unerträglich.
Generell sollte man sich
Gedanken über solche potenziellen Fragen machen. Eine universale Antwort gibt
es leider nicht. Am Ende kommt es immer auf die jeweilige Gesprächssituation
und das Unternehmen an. Ich habe mir aber sagen
lassen, dass Antworten wie "Ich mute mir zu viel zu, weil ich zu
perfektionistisch bin und das ist meine Schwäche, außerdem kann ich bei
Schokolade nicht nein sagen, ausgelutscht seien."
Zurzeit absolviere ich ja eine qualifizierende Weiterbildung, die sogar zertifziert ist, gesponsort vom Arbeitsamt. Der Kurs ist soweit ok, aber zahlreiche Dinge stören mich doch. Das größte Manko ist, dass meine Kreativität gehemmt wird. Input? Irgendwie schon, aber nichts verwertbares für diesen Blog. Es sei den euch interessieren Kennzahlen, Kosten Leistungsrechnung oder wie MS-Project funktioniert. Im übrigen interessiert dies auch nicht meine potenziellen Arbeitgeber bei denen ich mich bewerbe. Eher taucht dann die Frage auf, warum man eine Weiterbilgund in einem Bereich mache, die nichts mit dem zu tun hat, wo man hinwolle.
...Korrektur: Ich absolvierte eine Weiterbildung, bin seit zwei Wochen fertig und merke, wie die Kreativität wieder zurückkommt. Ich habe anstrengende vier Monate hinter und noch mehr verrückte Vorstellungsgespräche, die viel Stoff für diesen Blog liefern. Nach und nach werde ich paar Anekdoten posten. Aus meiner nicht mehr vorhanden Kolumne, erinnert sich vielleicht der ein oder andere, wissen wir, dass diese Gespräche sehr skurril (vorsichtig formuliert) sein können. Unterhaltsames wird folgen.